Geschichte der Streuobstwiesen


Streuobstwiese
Streuobstwiese
Streuobstwiese
Streuobstwiese
Die Haupterntezeit für Äpfel ist in September und Oktober. Dann heißt es: sich für die Äpfel strecken, bücken, volle Körbe tragen und auf die Leiter steigen. Anstrengend ist es. Die meisten der Äpfel werden gekeltert, um den frischen beliebten Apfelmost zu bekommen, im Raum Frankfurt "Süßer" genannt, aus dem dann Apfelwein hergestellt wird. Für Apfelwein werden in der Regel alte Apfelsorten mit einem hohen Säuregehalt verwendet, wie sie auf Streuobst-
wiesen wachsen.

Streuobstwiesen haben eine lange Tradition: Die Römer brachten vor etwa 2000 Jahren ihr Kulturobst mit nach Mitteleuropa und bauten es in der Nähe ihrer Villen an. Noch lange Zeit danach wurden Obstgärten nahe von Sied-
lungen angelegt, erst ab dem späten Mittelalter breiteten sie sich weiter aus und prägten mehr und mehr das Landschaftsbild.

Da diese Form des Obstanbaus viel Platz erfordert, entstanden vielerorts Streuobstäcker, bei denen zwischen den Bäumen auch noch Ackerbau be-
trieben wurde. Oder die Flächen dienten der Grünlandnutzung, entweder als Mähwiese oder zur Viehbeweidung. Vereinzelt gibt es auch heute noch die Form der Grünlandnutzung und Streuobstäcker. In vielen Weinbaugebieten wurde der Anbau von Wein mehr und mehr aufgegeben und gegen Streuobst-
anbau ersetzt.

Ab Mitte des 20. Jahrhunderts wurden zahlreiche Streuobstwiesen gerodet und
durch Intensivkulturen ersetzt. Die noch bestehenden Streuobstwiesen sind meist schlecht gepflegt, weil ihre Besitzer nur noch selten Interesse an ihren Obstgrundstücken haben.

Für Streuobstwiesen werden hochstämmige Obstbäume mit großen Kronen ver-
wendet, die weit gestreut stehen (daher der Name). Außer Äpfeln werden auch robuste Sorten von Birnen, Quitten, Kirschen, Zwetschgen, Walnüssen u. a. angebaut. Anders als in modernen Intensivkulturen hat jeder Baum viel Platz und die Sorten, die für Streuobstanbau ausgewählt werden, sind sehr robust und vielfältig, und oft sind es auch sehr alte Sorten, die es anderswo nicht mehr gibt. Pflanzenschutzmittel sind hier daher kaum notwendig und so werden
Pflanzen- und Tierarten, der Boden und die Gewässer geschützt und nicht zuletzt auch unsere eigene Gesundheit.

Aufgrund der wichtigen Pflanzengesellschaften, zu denen blühende Wiesen-
kräuter wie z. B. Schafgarben, Schlüsselblumen, Wilde Möhre, Witwenblume, Wiesensalbei, seltene Moose und Flechten gehören, bilden Streuobstwiesen wertvolle Lebensräume. In ihrer Umgebung leben bis zu 5.000 Tierarten, vor allem Insekten wie Wildbienen, Hummeln, Wespen, Schmetterlinge, Käferarten und viele andere Insektenarten. Dazu Kleinsäuger wie Fledermäuse, Igel, Siebenschläfer, Haselmäuse uvm. und zahlreiche Vogelarten, zu denen der Baumläufer, Feldsperling, Gartenrotschwanz, Kernbeißer, Stieglitz, Steinkauz,
Wendehals und Spechtarten gehören.